Dienstag, 22. April 2025

Saarbrücker „Danke-Buch“ – Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO

Das Saarbrücker „Danke-Buch“ ist seit Donnerstag, 10. April, Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO.

„In unserer großen Trümmerstadt….“, Eine der ersten Seiten des „Danke-Buches“ - Stadtarchiv Saarbrücken, KE 373. Foto: Ruth Bauer

„In unserer großen Trümmerstadt….“, Eine der ersten Seiten des „Danke-Buches“ - Stadtarchiv Saarbrücken, KE 373. Foto: Ruth Bauer

„In unserer großen Trümmerstadt….“, Eine der ersten Seiten des „Danke-Buches“ - Stadtarchiv Saarbrücken, KE 373. Foto: Ruth Bauer

Der Exekutivrat der Weltkulturorganisation der UNESCO hat 74 Dokumente in das internationale UNESCO-Register „Memory of the World“ aufgenommen, darunter Zeichnungen und Schriften von Kindern und Jugendlichen aus Kriegszeiten, die zwischen 1914 und 1950 in Europa entstanden sind.

Bestandteil dieser Dokumente ist das im Saarbrücker Stadtarchiv aufbewahrte sogenannte „Danke-Buch“. Dabei handelt es sich um ein kleines Album mit Zeichnungen und Reimen, das Schülerinnen der Saarbrücker Cecilienschule im Jahr 1946 als Dank für die irische und schweizerische Kinderspeisung gestaltet haben.

Kinder dokumentieren Saarbrücker Nachkriegsgeschichte

Die Schülerinnen der fünften und sechsten Klasse der Cecilienschule, zu der Zeit eine Mädchenmittelschule, dokumentierten die Lebensmittelhilfen aus Irland und der Schweiz und damit ein Stück Saarbrücker Nachkriegsgeschichte.

Die Lebensmittelhilfen trugen dazu bei, die große Hungersnot nach dem Krieg zu lindern und das Überleben zu sichern. Dafür wurden Nahrungsmittel von der Schweiz und Irland gespendet. Die Abwicklung vor Ort, die Zubereitung des Essens und die Verteilung erfolgte durch die Schweizerische Vereinigung für Internationalen Zivildienst. Ausschlaggebend für diese Organisationsstruktur war die gemeinsame Sprache, die Verständigung und Vertrauen schaffte.

In seiner Aufmachung erinnert das Buch an Poesiealben der Zeit. Es erzählt auf 88 Seiten in Reimen und Gedichten sowie liebevoll gemalten Bildern die Geschichte aus Kinderperspektive. Das Buch spiegelt – ein wenig geschönt – die Lebenswelt der Jugendlichen in Saarbrücken wider: ihre Schule, die Trümmer in der Stadt, die zu 70 bis 80 Prozent zerstört war, und die große Freude über die kleinen Leckereien in einer Zeit, in der der Hunger alles dominierte.

Der Weg des Buchs zurück nach Saarbrücken

Im Jahr 2011 entdeckte der Ire Tony O’Herlihy das Saarbrücker „Danke-Buch“ im Nachlass seiner Frau. 2012 wandte er sich an die deutsche Botschaft in Dublin. Diese kontaktierte das Kulturamt der Landeshauptstadt, um herauszufinden, was es mit dem Büchlein auf sich hat.

Es entwickelte sich ein reger Austausch. Die Urheberinnen der Zeichnungen konnten ausfindig gemacht werden. Erzählcafés fanden statt und das Stadtarchiv unterstützte.

Am 9. Juni 2023 wurde dem Stadtarchiv Saarbrücken das Original übergeben. Das „Danke-Buch“, das nach seiner Fertigstellung vermutlich Ende 1947 nach Irland gelangte – auf welchem Weg ist nicht mehr nachzuvollziehen – kehrte somit über 70 Jahre später wieder an seinen Entstehungsort Saarbrücken zurück. 

Aktuell wurde eine Dissertation über das Zeitdokument fertiggestellt. Das „Danke-Buch“ ist ein wertvolles Zeugnis kollektiver Erfahrung von Krieg, Zerstörung und Überleben, das ein aussagefähiges Dokument für eine ganze Generation von Kindern der Nachkriegsjahre darstellt.

Weitere Informationen und eine virtuelle Ausstellung des Danke-Buchs gibt es auf der Webseite zum Danke-Buch. Auf der UNESO-Seite sind ebenfalls Informationen zusammengefasst.