Kolumne des Oberbürgermeisters
Liebe Leserinnen und Leser,
der November ist mit seinen grauen, oft regnerischen und unfreundlichen Tagen nicht der beliebteste unter den Monaten. Sein „Image“ verdankt er sicherlich auch ein Stück weit den vielen Gedenktagen, die in dieser Zeit stattfinden und die alle mit schweren Themen zusammenhängen. Es ist weder leicht noch bequem, sich mit diesen Tagen und ihren speziellen Anlässen zu beschäftigen.
"Gerade in den aktuellen Zeiten des Umbruchs und des gefühlten Chaos in der Welt kann es besonders wichtig sein, sich mit dem ein oder anderen Gedenktag auseinanderzusetzen." Uwe Conradt
Trotzdem kann es gerade in den aktuellen Zeiten des Umbruchs und des gefühlten Chaos in der Welt besonders wichtig sein, sich mit dem ein oder anderen Gedenktag auseinanderzusetzen und eventuell Denkanstöße für die Gegenwart mitzunehmen.
Allerheiligen, Allerseelen und der Totensonntag sind für viele Menschen mit der Erinnerung an Verstorbene verbunden. Das sind in der Regel die individuellen privaten Erinnerungen, die natürlich Trauer auslösen, für manche durch das explizite Gedenken an Angehörige oder Freunde aber auch Trost spenden können.
Der 11. November wird weltweit als Gedenktag zum Ende des Ersten Weltkriegs begangen. Er erinnert an den Tag, an dem im Jahr 1918 der Waffenstillstand unterzeichnet wurde. Frieden ist ein hohes Gut, das in unseren Zeiten wieder fragiler geworden zu sein scheint, aber weiterhin eines unserer wichtigsten Ziele bleiben sollte. In der Landeshauptstadt wurde der 11. November mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof im Deutsch-Französischen Garten und am Gestapo-Lager Neue Bremm gewürdigt.
Am Volkstrauertag vermischt sich das private mit dem öffentlichen Gedenken. Es ist ein staatlicher Gedenktag, an dem die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus im Mittelpunkt stehen. Eingeführt wurde der Tag ursprünglich als Ehrentag für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Heute, wo Krieg in der Ukraine mitten in Europa herrscht, wo uns immer wieder Meldungen von Opfern terroristischer Anschläge auf der ganzen Welt erreichen und auch Angriffe mit antisemitischem Hintergrund deutlich zugenommen haben, ist dieser Gedenktag – leider – auch ein aktueller.
So verhält es sich ebenfalls mit dem 9. November, an dem wir uns jedes Jahr wieder an die furchtbaren Taten erinnern, die sich in der Reichspogromnacht 1938 zugetragen haben. Dazu gab es dieses Jahr wie jedes Jahr auch bei uns in Saarbrücken eine Gedenkveranstaltung in der Synagoge.
Die Gedenktage zeigen auch, wie wertvoll es ist, dass wir in Deutschland seit Jahrzehnten in Frieden leben können und wie wichtig gerade auch die deutsch-französische Freundschaft und ein geeintes Europa für unser aller Zukunft ist.
Uwe Conradt
Oberbürgermeister